Vorsicht! Dieser Film ist nichts für zartbeseidete Nerven. Das etwa 120-minütige Martyrium Jesus Christus, welches an Grausamkeit kaum zu überbieten ist, lässt dem Zuschauer regelrecht den Magen umdrehen. Auch sollte noch gesagt werden, dass einige Zuschauer erst gar nicht bis zum Ende durchhielten. Zwar soll unser Pfarrer der Meinung gewesen sein, dass der regelmäßige Kinogänger an solch einen Greul gewöhnt wäre, doch das ist weit gefehlt. Durch das Bewusstsein des non-fiktionalen Hintergrundes wird dem Kinobesucher mehr als nur flau im Magen. Die letzen zwölf Stunden des Lebens Jesu werden durch anachronische Rückblicke auf verschiedene Ereignisse seines Lebens unterbrochen, was als Verschnaufpause gewertet werden kann.

Ich möchte hier die Vorwürfe einiger Kritiker zurückweisen, welche der Meinung waren es würde zu wenig geklärt werden. Der Film ist für ein Publikum konzipiert, das zumindest schon einmal etwas von der Kreuzigungsgeschichte gehört hat. Bei völliger Unwissenheit sollte man den Film sowieso, mangels Verständnis dieses Themas betreffend, übergehen. Ob das ganze einer Gewaltorgie nahe kommt, sei dahingestellt. Zwar habe ich mir persönlich Passagenweise die Frage gestellt, ob die Behandlung wirklich in diesem hohen Masse verachtend und grausam war, doch dass man ihn nicht betäubt und mit Samthandschuhen angefasst hatte, dürfte wohl auch jedem klar sein. Des Weitern möchte ich auch die Vorwürfe des Antisemitismus in Frage stellen. Gibson hat hier sehr gut dargestellt, dass die Hohen Priester die eigentlichen Täter waren. Da zu dieser Zeit in dieser Gegend nun einmal Juden gelebt hatten und der christliche Glaube noch nicht in diesem Masse, wie heute, etabliert war, kann man eben an der Glaubensrichtung der Richter nichts mehr ändern.
Wer doch einen Versuch starten möchte, dem soll noch geraten werden, dass das Kaufen von Popcorn oder Ähnlichem besser auf den nächsten Kinobesuch verschoben werden sollte. Einige der Zuschauer trugen die Lebensmittel wieder aus dem Saal heraus. Sehenswert ist der Film vor allem aufgrund des Altaramäischen und des Lateins. Jeder sollte sich nur im klaren sein, auf was er oder sie sich einlässt. Im Endeffekt werden in diesem Film romantische Vorstellungen der Filme aus dem vorhergehenden Jahrhundert revidiert und den Menschen wird vor Augen geführt, was es wirklich heissen kann für die Sünden anderer zu sterben.

Spielzeit: ca. 121 Minuten